Das Wetter

 … vor allem Wind

Im Spätsommer ist es im südlichen Grönland verhältnismäßig warm. Es können auch auf dem Eis Temperaturen von über Null Grad erreicht werden. Die Hauptschmelzperiode ist im August bereits vorbei.
Problematisch kann allerdings der Wind sein. Hinzu kommt der Auskühlungseffekt, der sogenannte „Wind Chill“ (s.u.).
Es treten in Grönland auch katabatische Fallwinde auf, die durch das Abfließen der über der Eiskappe ausgekühlten Luftmassen entstehen. Wenn dann noch Luftdrucksysteme begünstigend hinzukommen, kann der gefürchtete Pitaraq entstehen.

Der englische Admiral Sir Francis Beaufort (1774-1857)
entwickelte im Jahre 1806 die nach ihm benannte Windskala, um die verschiedenen Stärken der Luftbewegungen ohne Meßgerät nach optischen Anzeichen zu bestimmen.
Er teilte die Windstärken nach den zu Land und zur See sichtbaren Auswirkungen in 12 Stufen ein – im Jahre 1949 auf 17 Stufen erweitert – die von „Windstille“ bis zum „Orkan“ bestimmte Bezeichnungen enthielten. 
Zu Ehren des englischen Admirals wird das Polarmeer nördlich von Alaska Beaufort-See genannt.

Inzwischen sind auch Erweiterungen der Beaufort Windgeschwindigkeitsskala im Gebrauch (s.u.).

Bezeichnung
nach Beaufort
Geschwindigkeit
km/h / kn
Auswirkung
im Binnenland
Auswirkung
auf See
0
Windstille
(Calm)
<1 /<1Rauch steigt gerade emporSpiegelglatte See
1
leichter Zug
(Light air)
1-5 / 1-3Windrichtung ist nur
durch Rauch erkennbar
Schuppenföfmige Kräselwellen
2
leichte Brise
(Light breeze)
6-11 / 4-7Wind ist im Gesicht fühlbarKleine Wellen
Kämme brechen sich nicht
3
schwache Brise
(Gentle breeze)
12-19 / 8-11Dünne Zweige
und Blätter bewegen sich
Wellenkämme
beginnen sich zu brechen
4
mäßige Brise
(Moderate breeze)
20-28 / 12-15Zweige und dünne Äste
bewegen sich
Staub erhebt sich
Noch kleine Wellen,
jedoch vielfach
weiße Schaumköpfe
5
frische Brise
(Fresh breeze)
29-38 / 16-21Kleine Bäume schwankenMäßig lange Wellen
mit Schaumkämmen
6
starker Wind
(Strong  breeze)
39-49 / 22-27Pfeifton an
Drahtleitungen
Bildung großer Wellen
größere Schaumflächen
7
steifer Wind
(Near gale)
50-61 / 28-33Spürbare Hemmung
beim Gehen
See türmt sich
Schaumstreifen
in Windrichtung
8
stürmischer Wind
(Gale)
62-74 / 34-40Zweige brechen
von den Bäumen
Gehen wird
erheblich erschwert
Hohe Wellenberge
Gipfel beginnen
zu versprühen
9
Sturm
(Strong gale)
75-88 / 41-47Kleinere Schäden
an Häusern und Dächern
Dichte Schaumstreifen
rollende See
Gischt verweht
Sichtbehinderung
10
schwerer Sturm
(Storm)
89-102 / 48-55Bäme werden entwurzelt
bedeutende Schäden
Sehr hohe Wellenberge
verbreitet weißer Schaum
Sicht beeinträchtigt
11
orkanartiger Sturm
(Violent storm)
103-117 / 56-63schwere SturmschädenAußergewöhnlich hohe Wellenberge
Wellenkämme zu Gischt verweht
Sicht herabgesetzt
12
Orkan
(Hurricane)
>117 />63katastrophale OrkanschädenSee vollständig wieß
Luft voller Schaum und Gischt
keine Fernsicht mehr
Beaufort-Skala

Windstärken und – geschwindigkeiten

WindBeaufortm/skm/hknmi/h
Stille0<= 0.2<= 0.7<= 0.4<= 0.4
leiser Zug1<= 1.5<= 5.4<= 2.9<= 3.4
leichte Brise2<= 3.3<= 11.9<= 6.4<= 7.4
schwache Brise3<= 5.4<= 19.4<= 10.5<= 12.1
mäßige Brise4<= 7.9<= 28.4<= 15.3<= 17.7
frische Brise5<= 10.7<= 38.5<= 20.8<= 23.9
starker Wind6<= 13.8<= 49.7<= 26.8<= 30.9
steifer Wind7<= 17.1<= 61.6<= 33.3<= 38.3
stürmischer Wind8<= 20.7<= 74.5<= 40.2<= 46.3
Sturm9<= 24.4<= 87.8<= 47.4<= 54.6
schwerer Sturm10<= 28.4<= 102.2<= 55.2<= 63.5
orkanartiger Sturm11<= 32.6<= 117.4<= 63.4<= 73.0
Orkan12<= 36.9<= 132.8<= 71.7<= 82.5
Orkan13<= 41.4<= 149.0<= 80.5<= 92.6
Orkan14<= 46.1<= 166.0<= 89.6<= 103.2
Orkan15<= 50.9<= 183.2<= 98.9<= 113.9
Orkan16<= 56.0<= 201.6<= 108.9<= 125.3

Windchillfaktor – Umrechnungstabelle

Diese Tabelle gibt darüber Auskunft, wie eine Temperatur bei einer bestimmten Windstärke empfunden wird.

Historische Entwicklung

Der Ausdruck „Wind Chill“ geht auf den Antarktisforscher Paul A. Siple zurück, der ihn in seiner 1936 erschienenen Dissertation „Anpassung des Forschers an das Klima in der Antarktis“ („Adaptation of the Explorer to the Climate of Antarctica.“) erstmals verwendete. In den vierziger Jahren führten Siple und Charles F. Passel Experimente durch, um die Frage zu klären, wieviel Zeit erforderlich ist, um Wasser in einem Plastzylinder zu gefrieren, wenn dieser den Wettereinflüssen ausgesetzt ist. Sie fanden heraus, das diese Zeit von verschiedenen Faktoren abhängig ist: Wie warm ist das Wasser zu Beginn, welche Außentemperatur und welche Windgeschwindigkeit herrschen.

Die offizielle Formel des US National Weather Service für den Wind-Chill lautet:

  T(wc) = 0.0817(3.71V**0.5 + 5.81 -0.25V)(T – 91.4) + 91.4

T(wc) ist die wegen Wind-Chill korrigierte Temperatur
V ist die Windgeschwindigkeit in Meilen/Stunde und
T ist die Temperatur in Grad Fahrenheit.

Die Formel zur Berechnung des Wind-Chills in Grad Celsius lautet:

  T(wc) = 0.045(5.27V**0.5 + 10.45 – 0.28V) (T – 33) + 33

V ist die Windgeschwindigkeit in Kilometer/Stunde und
T ist die Temperatur in Grad Celsius.

Bemerkung:
Wenn die Windgeschwindigkeit sehr klein ist (nahe Null), liefern obige Formeln eine Korrektion mit positivem Vorzeichen. Wenn es nahezu windstill ist und man still steht, heizt der Körper die körperoberflächennahe Luftschicht auf. Diese Luftschicht erzeugt eine gewisse Isolation des Körpers von der kälteren Umgebung. Als Ergebnis kann es sein, dass man die Luft wärmer fühlt, als sie tatsächlich ist.
Es gibt auch Wissenschaftler, die diesen Weg der Betrachtung des Wind-Chills bezweifeln.