Marco, Student der Geodäsie und Teilnehmer beim Arktistraining gibt einige Tipps zum Skifahren. Er ist erfahrener Skitourengeher und wird bei der Grönlandtraverse dabei sein.
Gepäcktransport auf Mehrtagestouren
Bei Mehrtagestouren kommt doch allerhand an Gepäck für das Camp und zur Verpflegung der Reisenden zusammen. So ist es wesentlich bequemer und rückenschonender, anstelle eines Rucksackes zu tragen, ein Pulka (aus dem lappischen, irrtümlich auch als die Pulka bezeichnet) durch den Schnee zu ziehen. Dieser Schlitten wird mit Hilfe eines Gurtes und einem Gestell mit der ziehenden Person verbunden.
Leichtes Gestänge als Gestell anstelle von Seilen eignete sich vor allem bei Abfahrten besser, da der Pulka einen nicht von hinten überrollt, sobald man etwas gebremst hat.
Auf unserer Trainingtour hatten wir Pulken von 40 kg bis 60 kg zu ziehen, in Grönland können die bepackten Schlitten bis zu 100kg wiegen.
Skifahren in unberührter Natur
Abseits von Loipen und gespurten Wegen ist meistens weicherer Schnee anzutreffen, der das Fahren mit normalen Langlauf-Ski erschwert, da aufgrund der geringen Fläche die Ski nicht „aufschwimmen“ sondern sich eher in den Schnee eingraben. Breitere, sogenannte Backcountry-Ski, eignen sich daher eher für tieferen und weicheren Schnee wie zum Beispiel im ungespurten Gelände der Hardangervidda in Norwegen. Zumal diese auch meistens Stahlkanten besitzen, um den Ski vor Verschleiß beim Spuren zu schützen. Bei unserer Hardangervidda-Trainingstour kamen Expeditions-Ski von Sporten zum Einsatz, die diese Eigenschaften aufwiesen und sich in Verbindung mit den Pulken bestens bewährt haben. Dazu kommen Expeditionsschuhe von ALFA. Diese zeichnen sich besonders durch ihre wind- und wärmeisolierenden Eigenschaften und ihren bequemen Sitz aus.
Kalte Füße gab es somit nur in seltenen Fällen. Bei Steigungen, auch wenn diese nur sehr gering waren, brauchte man sich um kalte Füße sowieso keine Sorge machen: Der Pulka entpuppt sich plötzlich als Betonklotz, der dich nur widerwillig Schritt für Schritt und verbunden mit sehr viel Schweiß vorwärts kommen lässt. Ohne Felle, die unten an die Ski geklebt werden, ist ein Vorwärtskommen fast unmöglich.
Die funktionieren dabei so, dass die Fellhaare sich beim Streichen in die entgegengesetzte Richtung aufstellen und so ein zurückgleiten verhindern. In Gebieten wie dem grönländischen Inlandeisschild existieren jedoch kaum Anstiege, sodass Felle eher selten gebraucht werden.
Routenbestimmung
In der Hardangervidda befinden sich neben Loipen diverse Winterrouten, die teilweise durch Zweige im Schnee gekennzeichnet werden. Diese Zweige sind in einem geringen Abstand zueinander in den Schnee gesteckt und überstehen starken Wind und Schneesturm. Da die Landschaft ringsherum nahezu nur weiß ist, erkennt man die Zweige relativ gut. Ohne diese Zweige als Orientierung muss man auf Karte, Kompass und GPS-Gerät zurückgreifen.
Sofern welche sichtbar sind, lassen sich markante Punkte in der Ferne ebenso als Orientierungspunkt oder Richtungsgeber verwenden. Bei sehr starkem Schneefall ist die Navigation ohne Orientierungspunkte kompliziert und erfordert genaue Kenntnisse im Umgang mit Karte, Kompass und GPS-Gerät. Dadurch, dass sowohl Boden als auch Himmel weiß ist und man keine Konturen oder dergleichen erkennen kann, ist es schwierig für den Körper, das Gleichgewicht zu halten und so manchem wird etwas übel.
Pausen
In relativ regelmäßigen Abständen werden Pausen gemacht, um seinen Körper mit der erforderlichen Energie wieder aufzutanken. Durch das kontinuierliche Aufheizen des Körpers in der Kälte und der sportlichen Betätigung, benötigt man sehr viel mehr Energie und muss somit auch mehr zu sich nehmen. Schokolade, Müsliriegel und getrocknete Salamisticks, sowie der Klassiker Nüsse, eignen sich zum schnellen Befüllen des Energiehaushalts.
Natürlich sollte auch viel getrunken werden. Hier kommt heißer Tee aus der Thermoskanne zum Einsatz. Sobald man sich zu Beginn der Pause aus dem Gestell ausgegurtet hat, sollte man sich auch gleich eine Daunenjacke überwerfen. Mit den normalen Kleidungsstücken wird einem schnell kalt, aufgrund der fehlenden Bewegung. So endet eine Pause auch relativ zügig, denn die Kälte treibt einem zum Weiterlaufen an.
Noch viel mehr Tipps zum Schlafen auf Wintertour, zur richtigen Kleidung oder über den Campaufbau und über das stille Örtchen liest du in weiteren Blogposts.
Disclaimer: Vielen Dank für die Unterstützung der Tour mit Ausrüstung von Aclima, Picture Organic Clothing, Alfasko, Sportenski.
Nette kurze Übersicht zum Thema. Ich kann mir allerdings eine Anmerkung zur Deklination von Pulka nicht verkneifen, wenn hier schon „besserwisserisch“ auf der Pulka bestanden wird. Dann sollte der Plural ebenfalls dudenkonform Pulkas heißen und nicht Pulken. Pulken ist die bestimmte Form im Singular. Der bestimmte Plural wäre Pulkorna. Da die schwedische Sprache hier das Utrum verwendet, konnte mich die deutsche Entscheidung für das Maskulinum bei Pulka noch nie überzeugen und ich verwende es bewusst nicht. DIE Pulka mag nach Duden irrtümlich sein, für die gesprochene Sprache hat das aber wenig Relevanz. Klugscheißmodus OFF 😉 und euch allen eine wunderschöne Tour!
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Hallo Winterfjell – da hast du die Chefredakteurin erwischt, ich habe den falschen Plural eingefügt, nach dem Marco so schön konsequent die „richtige“ Form benutzt hat . Danke für die interessante Aufklärung. Die Chefredakteurin Geertje
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