Luisa ist Teilnehmerin des Arktistraining, weil sie im Sommer Grönland überqueren wird. Hier schreibt sie ihre Erfahrungen beim Campaufbau in der Hardangervidda auf.
Das Polartraining im Hardangervidda-Nationalpark ist am Ende eines Tages immer mit dem Aufbau eines Camps sowie dem anschließenden Kochen und gemütlichen Beisammensitzen in der Küche verbunden.
Suche nach einem guten Platz
Etwa zwei Stunden vor Einbruch der Dunkelheit beginnt die Suche nach einem geeigneten Campingplatz. Dieser sollte möglichst eben sein und im Idealfall ein wenig Windschutz für die Zelte bieten. Außerdem muss ausreichend Platz vorhanden sein, um drei bis vier Schlafzelte sowie ein Küchenzelt unterzubringen. Abseits der Loipen, welche für Freunde des Langlaufs gut präpariert sind, bewegt sich die Gruppe in Täler oder Senken, um passende Orte zu finden. Wenn möglich sollte dabei nicht zu viel an Höhe verloren werden, da die Pulken im ansteigenden Gelände schwerer zu bewegen sind. Nach Sichtung eines Platzes wird sich kurz beraten und bei der Entscheidung zum Verbleiben an diesem Ort, werden die Schlitten abgestellt und der Aufbau beginnt.
Schneemauer und Vorbereitungen für den Aufbau
Zunächst ist es sinnvoll die Standorte für die Zelte vorzubereiten. Je nach Schneequalität kann eine Mauer als Windschutz gebaut werden. Da zuvor relativ frischer Neuschnee gefallen und die Grundlage aus Altschnee nur sehr dünn war, ist dieser noch sehr locker und schlecht für den Schneemauerbau geeignet.
Der verfestigte Schnee ist dafür ideal, sodass er in Blöcke gesägt oder mit einer Schaufel in ebensolche gestochen wird, um diese anschließend als schützende Wand zu stapeln. Nur an einem Camp entstanden Mauern für alle Zelte. Da die Schneedicke und –qualität häufig nicht reichte, haben wir diesen mit unseren breiten Backcountry Skiern zu einer ebenen, festen Fläche verdichtet.
Die Skier werden für die Grönlandexpedition im Sommer von der tschechischen Firma Sporten zur Verfügung gestellt und konnten von den Teilnehmern bereits in Norwegen ausprobiert und eingestellt werden. Nach Schaffung des Untergrunds werden die Ski abgeschnallt und senkrecht in die Erde gesteckt, damit sie bei starkem Schneetreiben wiederzufinden sind und nicht vom Schnee begraben werden.
Im Zuge dessen werden die Expeditionszelte „Conqueror“ und „Precursor“ der Unlimited Line von Wechsel Tents aus den Pulken gepackt und bereitgelegt. Zu Beginn der Woche fand auch das Zelt „Forum 4 2“ aus der Zero-G Line Anwendung. Als sich die Gruppe verkleinerte blieb dies nur noch als Gepäckstück erhalten. Es handelt sich um Geodäten, die sich als besonders sturmstabil auszeichnen. Außerdem können sie freistehen, ohne abgespannt werden zu müssen.
Aufbau der Schlafzelte
Als erstes werden die mit unterschiedlichen Farben gekennzeichneten Gestänge zusammengesteckt, wobei diese in kalten Regionen mit besonderer Vorsicht behandelt werden sollten, da sie unter extremen Bedingungen schneller brechen können, was bei einer Unternehmung abseits der Zivilisation und ohne Ersatzteile fatal wäre. Dies ist in Norwegen jedoch nicht der Fall, aber die Zelte sollen auch in Grönland noch zum Einsatz kommen.
Zeitgleich kann das Innenzelt auf dem dafür vorbereiteten Platz ausgebreitet und mit Schneeankern befestigt werden. Dabei sollte man vermeiden auf die spätere Liegefläche zu treten, da die Schuhe spürbare Löcher hinterlassen, welche den Schlafkomfort beeinträchtigen. Die sich kreuzenden Stangen an den Ecken werden zuerst eingefädelt bzw. eingehängt.
Anschließend folgen die für Geodäten typischen Gestänge quer dazu, die eine Kuppel ausbilden. Je nach Zelttyp werden entweder die beiden Stangen für die Eingänge untergebracht oder bereits das Außenzelt mit Schnallen fixiert und nachfolgend die Apsiden aufgestellt.
So werden die Vorzelte bezeichnet, in denen beispielsweise über Nacht die Schuhe abgestellt werden können. Diese sollten gut mit Schneeankern gesichert und die am Zelt befindlichen Schneelappen mittels Schaufel mit Schnee bedeckt werden. Durch die Befestigung und Konstruktion der Gestänge kann auf die Verwendung der Abspannseile, zumindest bei den von uns vorgefundenen Wetterverhältnissen, verzichtet werden.
Nach erfolgtem Zeltaufbau muss dieses von den Bewohnern eingeräumt werden. Es wird zunächst eine Isomatte zur Kälteisolierung ausgerollt und darauf eine mit Luft gefüllte Matte gelegt. Zu guter Letzt kann der warme Daunenschlafsack aus seiner engen Hülle gezogen und auf dem Nachtlager ausgebreitet werden.
Aufbau des Küchenzeltes
Der Aufbau des Küchenzeltes erfolgt mit drei Gestängen, um eine Sitzhöhe zu erreichen. Anschließend wird eine lange steckbare Stange in der Mitte positioniert, sodass zumindest die kleineren Leute der Gruppe fast aufrecht stehen können. Im Idealfall befindet sich genügend Schnee unterhalb des Zeltplatzes, sodass das ausheben einer Sitzbank möglich ist. Dazu wird die Fläche in der Mitte freigeschaufelt und auf den entstehenden Vorsprung können die Sitzkissen platziert werden. Dadurch kann ein aufrechtes Sitzen ermöglicht werden. Das Abspannen erfolgt mit Schneeankern oder Skiern, wobei darauf zu achten ist, dass die Stahlkanten nicht die Seile durchschneiden.
Zum Aufbau des Camps gehört ebenso die Herstellung des stillen Örtchens, welche von Lutz im Beitrag zuvor ausführlich beschrieben wurde. Außerdem müssen die für die Küche notwendigen Utensilien dahin gebracht und die Zelte eingerichtet werden, bevor sich alle hungrig im Küchenzelt versammeln und schon den ersten Tee schlürfen. Näheres zu den kulinarischen Genüssen auf Skitour wird in einem der folgenden Beiträge beschrieben.
Disclaimer: Vielen Dank an den Zelthersteller Wechsel Tents für den guten Support und die kostenlose Bereitstellung der Zelte, wie auch dem Skihersteller Sporten für die Unterstützung.
Ein Kommentar zu „Arktistraining Teil 4 – Campaufbau im Schnee“